die Chronik zu Jahren 1961 bis 1972


Die Chronik der K.G. Alt-Köllen vun 1883 e.V.
Von Frank Tewes

 

Enge und freundschaftliche Verbundenheit meisterte jede Krise

Auch interner „Knaatsch” konnte der gefestigten KG nicht mehr viel anhaben. Das „Krisenjahr” in der Session 1961/62, als man nach dem plötzlich wegen interner Zwistigkeiten verkündeten Rücktritt von Heinz Müllenholz ohne Präsident dastand, wurde durch gemeinsame Anstrengung gemeistert. Herren des Vorstandes wie beispielsweise Kurt Faigle leiteten die Veranstaltungen. Dieser innere menschliche Wandel in der Alt-Köllen sollte, wie sich bald herausstellte, die Plattform wesentlich stärken und festigen. Gerade in der engen und freundschaftlichen Verbundenheit der Mitglieder und ihrer Familien untereinander lag damals und liegt auch heute die Stärke der Gesellschaft.

Kein Zufall war es, dass bei solch ausgeprägter menschlicher Verbundenheit der Mitglieder untereinander im Jahr 1963 die Wahl des neuen Präsidenten auf einen so honorigen Mann wie Hans Becker fiel. Er war der Typ eines Urkölners, gemütlich, humorvoll, väterlich in seiner ganzen Art. Bis 1969 leitete er mit Geschick und Umsicht die KG Alt-Köllen. Man besann sich dabei wieder auf die Ansätze der Gründer, das Alt-Kölnische zu betonen und neu-kölschen und nicht-kölschen Bestrebungen entgegen zu wirken. Die Brauchtumspflege im besten Sinne des Wortes war Hans Beckers große Stärke. Am Karnevalsdienstag 1969 wurde ihm eine besondere Ovation zuteil. Im Krankenhaus an der Lindenthaler Herderstraße erhielt der damals schwer erkrankte Hans Becker einen Besuch der besonderen Art: Mit Festwagen aus dem Rosenmontagszug, großem Gefolge und Musik war die nahezu komplette Alt-Köllen-Familie zugegen. Laut mündlicher Überlieferungen standen Becker die Tränen in den Augen, als er vom Fenster des Krankenzimmers das „Alt-Köllen Alaaf” entgegennahm. Wenige Wochen danach – am 20. Mai 1969 – verstarb er.

Beckers Nachfolger im Amt des Präsidenten wurde Kurt Ludes, als Karnevalist und als Krätzchensänger weit über Kölner Stadtgrenzen hinaus bekannt. Unter seiner Führung errang die Gesellschaft einen neuerlichen Aufschwung und machte eine Verjüngungskur durch, ohne etwas von ihrem alten Geist zu verlieren. Stetig wuchs die Zahl der Mitglieder, die altgewohnten Veranstaltungssäle wurden rasch zu klein. Wie eng es zuging, verdeutlicht ein Chronistenbericht aus dem Jahr 1970: „Ort: Die Wolkenburg am 4. Januar. Die KG Alt-Köllen feiert hier Herrensitzung bei Kölsch und Halvem Hahn. Präsident: Kurt Ludes, der hier gewissermaßen seine Feuertaufe erlebte. Der große Saal der Wolkenburg ist bis auf den letzten Stuhl ausverkauft und die Herren haben mächtigen Durst. Die Kellner bzw. Köbesse kommen mit ihren Kränzen mit Kölsch kaum durch die Reihen, und alle Männer wollen gleichzeitig Bier. Es kam, wie es kommen musste, die Kellner resignierten und brachten schließlich überhaupt kein Bier mehr. Als die Männer unruhig wurden, ging Senatspräsident Manfred Hettich der sich ausbreitenden Trockenheit auf den Grund. Als die Kellner ihm sagten, sie könnten nicht mehr, sie würden streiken, verlegte er sich auf’s Bitten. Als das nicht half, stellte er kurzentschlossen, wenn auch schweren Herzens, die kurz vorher erhaltenen Spenden für den Senat in Höhe von 80 Mark den vier Kellnern als zusätzliches Trinkgeld zur Verfügung. Die Kellner ließen sich überreden und bedienten weiter, die Herrensitzung wurde ein großer Erfolg!”

Mittlerweile wurde das gesellschaftliche Leben auch außerhalb der Karnevalszeit durch den Ideenreichtum von Kurt Ludes erheblich intensiviert. Herrenabende, Ausflüge, Schiffstouren gemütliche Versammlungen zu allen sich bietenden Anlässen ließen das Ansehen der Familiengesellschaft rasant anwachsen. Dennoch erlag man bei der KG Alt-Köllen nicht der Versuchung, über die Verhältnisse zu leben. Der Vorschlag des Vorstands, vier Paginnen, die bei Veranstaltungen den Elferrat unterstützen sollten, einheitlich und repräsentativ einzukleiden, scheiterte Anfang 1971 noch aus Kostengründen. Mehrere Frauen aus der KG meldeten sich daraufhin, und boten an, die Kostüme für die Hälfte des veranschlagten Preises anzufertigen. Sie kauften Stoff und machten sich an die Schneider-Arbeiten. Laut Protokoll mussten lediglich Hüte, Brustwappen, Handschuhe und Spitzenhöschen gekauft werden. Im Oktober 1971 war es soweit: Vier schmucke Paginnen konnten im schmucken Outfit präsentiert werden. Genau 802,15 Mark hatten alle vier Kostüme gekostet.

 

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